Kundgebung am 27.6.

Am Platz der Opfer des Faschismus

Siegfried Imholz – Gedenken an die ZwangsarbeiterInnen in Fürth

Abschlussrede von Hans Brenner

Liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten!

Das Gedenken an einschneidende historische Ereignisse ist absolut notwendig. Das „Unternehmen Barbarossa“, so nannten die Faschisten den Überfall auf die Sowjetunion in Anspielung an die Kreuzzüge des Mittelalters, ist ohne Zweifel ein solches Ereignis.

Wie wird alljährlich in Russland dieser Tag begangen?

Andrei Doultsev – er ist Prawda Korrespondent in Paris – hat dazu in der jungen Welt berichtet:

Der 22. Juni ist der traurigste Tag in der Geschichte der Völker der ehemaligen Sowjetunion: Das sowjetische Volk hat im Krieg über 20 Millionen Menschen verloren, um die Welt vom Faschismus zu befreien. In der Russischen Föderation gilt der 22. Juni offiziell als Gedenktag, den gleichen Status genießt er in der Republik Belarus und (derzeit noch) in der Ukraine.

Am 22. Juni werden die Staatsflaggen an Gebäuden von staatlichen Institutionen auf Halbmast gesetzt. Im Fernsehen und Rundfunk laufen den ganzen Tag über keine Unterhaltungsprogramme.

Russlandweit finden Gedenkveranstaltungen statt. Blumen und Kränze werden vor Mahnmalen zum Gedenken an den Großen Vaterländischen Krieg niedergelegt. An der Uferpromenade des Moskwa-Flusses in Moskau werden am 22. Juni jährlich 1418 Kerzen angezündet: Sie symbolisieren die 1418 Kriegstage – die Hölle, durch die das sowjetische Volk gehen musste, um den Hitlerfaschismus zu besiegen. Der russische Präsident legt einen Trauerkranz vor dem Grabmal des unbekannten Soldaten im Alexandergarten vor der Kremlmauer nieder.

Der 22. Juni ist ein Gedenktag an die Gefallenen und die Opfer von Hitlerdeutschland, aber auch ein Tag, der daran erinnert, wie das sowjetische Volk dank seines Glaubens an die Befreiung vom Faschismus und an die humanistischen Ideale der Oktoberrevolution den schlimmsten aller Feinde im Mai 1945 besiegen konnte. (Andrei Doultsev ist Korrespondent der Prawda in Paris) jw,19/20/21.06.2021

Und bei uns?

Eine Anfrage von Abgeordneten der Partei „Die Linke“ an die Bundesregierung gibt u.a. dazu Auskunft:

Frage:
Führt die Bundesregierung Veranstaltungen im Inland anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion in Eigenregie durch, und wenn ja, welche?
An welchen Veranstaltungen wird die Bundeskanzlerin teilnehmen?
An welchen Veranstaltungen wird die Kulturstaatsministerin teilnehmen?

Welche anderen Bundesministerinnen und Bundesminister werden an den
entsprechenden Gedenkveranstaltungen teilnehmen?

Die Fragen werden zusammen beantwortet.

Antwort:
Die Bundesregierung führt im Inland keine Veranstaltungen im Sinne der
Fragestellung durch.

Frage:
Wird der Militärattachéstab bei der deutschen Botschaft in Moskau, der die militärpolitischen, militärischen, wehrtechnischen und rüstungswirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation vertritt, einen Empfang in Erinnerung und im ehrenden Gedenken anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion geben?

Antwort:
Nein.
(jw, 19./20./21.06.2021)

Im Übrigen, wurde eine Gedenksitzung des Bundestages zum 80.Jahrestag von dessen Präsidenten Wolfgang Schäuble abgelehnt.

Man kann sich aber nicht beschweren, dass die deutsche Regierung und deren
Repräsentanten in der vergangenen Woche nicht aktiv gewesen wären, aber halt anders wie man meinen könnte.

Der Reihe nach:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Montag, also einen Tag vor dem
80igsten Jahrestag in Berlin das neue Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung eröffnet. Das Haus soll künftig als Lern- und Erinnerungsort über das Thema Zwangsmigrationen in Geschichte und Gegenwart aufklären. Ein Schwerpunkt ist dabei Flucht und Vertreibung von rund 14 Millionen Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges. War das der Beitrag der deutschen Regierung zu dem 80igsten Jahrestag?

Mit dem Zentrum wird aus Sicht von Merkel „eine Lücke in unserer Geschichtsaufarbeitung“ geschlossen. Als hätte es zu diesem Thema jemals eine Lücke in der deutschen Geschichtsschreibung gegeben.

Am letzten Mittwoch, den 23.06.2021 trafen sich US Außenminister Blinken und der deutsche Außenminister Maas in Berlin um ihren transatlantischen Schulterschluss u.a. gegen Russland zu bekräftigten und klar zu stellen, dass schon jetzt Soldaten beider Länder „Schulter an Schulter rund um die Welt stünden“.(jw, 24.06.2021)

Am gleichen Tag drang ein britisches Kriegsschiff in russische Hoheitsgewässer ein und wurde durch die russische Schwarzmeerflotte vertrieben. Eine bewusste Provokation?! (jw, 24.06.2021)

Sollte wohl ein Vorgeschmack sein auf das am Montag beginnende internationale Manöver „Sea Breeze“ (Meeresbrise), welches im Schwarzen Meer stattfindet.
Tausende Soldaten, aus 32 Ländern trainieren mit Dutzenden Schiffen und
Flugzeugen vor den Gewässern Russlands. (FN, 25.06.21)

Die Bundeswehr verlegte am Donnerstag zwei Eurofighter auf den Militärflughafen in Constanta am Schwarzen Meer.  Stärkung der Überwachung der Südostflanke nennt die deutsche Regierung dieses weitere Heranrücken an Russland.

Vor dem EU-Gipfel am vergangen Donnerstag forderte Merkel ein hartes Vorgehen gegen Russland. Und in ihrer letzten Regierungserklärung am Donnerstag sagte sie:
„Die EU sei wegen ihrer räumlichen Nähe und ihrer Verantwortung gegenüber
Ländern in der östlichen Partnerschaft gefordert, auf russische Aktivitäten zu
reagieren. (jw,25.06.21)

Wurde aus dem Überfall der Faschisten auf die Sowjetunion gelernt?

Angesichts dessen, was sich allein in den letzten Tagen ereignete, bestehen berechtigte Zweifel daran.
Die NATO und damit auch die deutsche Bundesregierung haben Russland und China ohne Wenn und Aber zum Feind erklärt. Sie tun dies, seitdem klar wurde, dass durch den Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion die Hoffnung auf leichte Beute im Osten nicht so einfach zu realisieren ist.

Damals, vor 80 Jahren herrschte ein antisowjetisches und antikommunistisches Feindbild.

Und heute?

Ein antirussisches Feindbild auf allen Ebenen ist an der Tagesordnung.

Der kalte Krieg ist in vollem Gange. Der Westen leitet neue Runden im Wettrüsten ein. Deutschland, die EU treiben die Rüstung und Militarisierung voran. Anstatt zu deeskalieren, wird eine neue Stufe der Eskalation eingeleitet.
SPD- Außenminister Maas sagte zum Abschluss des kürzlich stattgefunden NATO Gipfels: “Wenn wir mutig die Gunst der Stunde nutzen, einig und schlagkräftig handeln, dann beweisen wir damit die Zukunftsfähigkeit unseres offenen Wirtschafts und Gesellschaftsmodells- auch gegenüber Moskau und Peking.“

Dies sagt ein deutscher Außenminister wenige Tage vor dem 80isgten Jahrestag des Überfalls auf Sowjetrussland! Eine kaum zu überbietende Provokation, wohlwissend was ein Krieg gegen Russland für Europa bedeuten würde.

Was heißt das für uns?

Es ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Antifaschisten, die Erinnerung an den Eroberungs- und rassistischen Vernichtungskrieg gegen die Völker der Sowjetunion mit all seinen Opfern, aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig wenden wir uns gegen jede Form von Geschichtsrevisionismus (etwa der Gleichsetzung von Kommunismus und Faschismus) und Rehabilitierung von NS Kollaborateuren, wie etwa in Lettland oder in der Ukraine. Russland bringt deshalb alljährlich eine Resolution in die UNGeneralversammlung ein, zur Nichtzulassung der Glorifizierung des Nazismus und seiner Helfershelfer. Beim letzten Male stimmten nur die USA und die Ukraine dagegen.

Niemals dürfen wir vergessen, dass die Rote Armee die militärische Hauptlast dieses Krieges getragen hat und uns und die Völker Europas von der faschistischen Barbarei befreit hat.

Anstatt Geld für die Rüstung, brauchen wir Geld für Bildung, für Gesundheit und für Soziales – jetzt mehr denn je!

Wir brauchen Frieden und kein Kriegsgeschrei!

Schluss mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr und raus aus der Nato!

Wäre doch ein Anfang, um unsere Geschichtslücken zu schließen, so wie es Frau Merkel angemahnt hat, nur halt in einem anderen Sinne!

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