Leider war das Wetter sehr unkooperativ bei der Kundgebung der Families, und so kamen wenige TeilnehmerInnen. Dafür gibts die Rede vom Friedensforum hier zum Nachlesen – gesprochen hat Marion Denk:
Liebe MitstreiterInnen für den Frieden,
Krieg ist immer schrecklich, trotzdem hat der Krieg in der Ukraine für viele von uns eine neue Qualität, nicht weit weg und auch für uns gefährlich. Da kommen einem manchmal vor Angst die klaren Gedanken abhanden, und Waffenlieferungen und Aufrüstung sind plötzlich für viele ein gangbarer Weg, um den Krieg schnell zu beenden. Aber ist es das wirklich?
Sehen wir uns doch einmal ein paar andere Kriege auf unserer Welt an: z:B. den Krieg in Jemen, der seit 2015 geführt wird, mit Hungersnot und entsetzlichen Opfern, der Krieg in Syrien, seit 2011, die Unabhängigkeitskriege der Kurden, der Palästinenser, der BewohnerInnen des Dornbass, der Krieg in Mali und in Somalia. Oder sehen wir uns die Kriegsfolgen in Afghanistan an, in Lybien oder im Irak. Herrscht da jetzt Glück und Frieden? Nein! Überall leiden die Menschen unter den Folgen des Kriegs. Waffen haben sie alle genug, nur Frieden haben sie nicht. Also scheint da etwas grundsätzlich falsch zu laufen.
Aber was kann man sonst tun? In jeder Auseinandersetzung, ob zwischen Einzelpersonen oder zwischen ganzen Völkern, gibt es Möglichkeiten, die Richtung zu wechseln hin zu einem friedlichen Zusammenleben. Hier müsste die UNO viel früher und unparteiischer eingreifen – und zwar nicht im militärischen Sinne. Sie wurde ja gegründet, um kriegerische Alleingänge zwischen Staaten zu verhindern. Es gibt inzwischen auch verschiedene Organisationen für zivilen Friedensdienst. Solche Organisationen müssen gestärkt und ausgebaut werden. An unserem Infotisch findet Ihr einige Informationen dazu.
Zur Friedensarbeit gehört auch, Konflikte im Vorfeld zu erkennen, dann lässt es sich dann deeskalierend einschreiten. Der Ukrainekrieg z.B. hat wie alle Kriege eine Vorgeschichte, nämlich die Geschehnisse auf dem Maidan 2014. Ganz kurz zusammengefasst war der Anlass die allgemeine Unzufriedenheit und die Frage, ob die Ukraine in die EU kann oder nicht. Natürlich haben sofort alle mitgemischt, EU, USA und Russland, daraus folgten brutale Kämpfe und ein Putsch, bei dem auch eine Menge Nazis auf ukrainischer Seite mitmischten. Es folgte ein seit 8 Jahren andauernder Bürgerkrieg der Ukraine mit den Donbass-Republiken, die sich gegen den Willen der Ukraine für unabhängig erklärt haben. Russland hat letztes Jahr zum wiederholten Mal gefordert, dass die Ukraine militärisch neutral bleibt und das Minsker Abkommen umgesetzt wird. Wenn man sich vorstellt, es gehe nicht um Russland und die Ukraine sondern um die USA und Mexiko, dann bekommt man vielleicht Verständnis für Russlands Forderungen. Wenn wir gewollt hätten – in acht Jahren gab es viel Zeit für Frieden.
Ich weiß, es nützt jetzt nichts mehr, über verlorene Chancen zu jammern, die müssen wir uns allerdings für die Zukunft merken. Aber auch jetzt kann man noch eine ganze Menge mehr tun. Z.B. darauf bestehen, dass das Minsker Abkommen endlich umgesetzt wird, sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen fordern und von der Nato die Garantie, die Ukraine nicht aufzunehmen. Ja Russland hat angegriffen, aber auch Russland kann sich keinen andauernden Krieg leisten und hat ein Interesse an Dingen wie einer funktionierenden Wirtschaft, nicht nur wir.
Wenn man sich die Bilder der zerschossenen Häuser und zerstörten Landschaften so ansieht, eine Situation, die für die Menschen katastrophal ist, dann fragt man sich, wie hoch der Schaden für die Umwelt am Ende sein wird. Panzer und Raketen, Munition und Sprengstoff verbrauchen schon im Frieden eine Menge Ressourcen und erzeugen CO2 schleudern allen möglichen Dreck in die Luft, der dann auf den Feldern in unseren Nahrungsmitteln landet.
Im Krieg kommt natürlich noch eine Menge CO2 und Gift aus Verbrennung dazu. Treibstofflager, Munitionsdepots, Industrieanlagen und Wohnhäuser erzeugen einen Cocktail aus zerstörtem Material, der teilweise schon allein giftig ist, in Kombination oft noch ungeahnte Folgen haben kann. Man braucht keine Chemiewaffen einzusetzen, um chemische Gifte auf die Menschen loszulassen, ein Treffer auf eine Chemieanlage reicht. Dazu kommt Munition, die nur im Krieg eingesetzt wird, wie die Uranmunition, die die USA im Irak und in Jugoslawien verwendet hat. An Atomwaffen darf man gar nicht denken, eine einzige hat inzwischen die Sprengkraft von mehreren Hiroshimabomben.
Die Katastrophen sind selbst bei begrenzten Kriegen so groß, das Leid aller Lebewesen so entsetzlich, dass wir endlich aufhören müssen, die Kriege noch zu befeuern. Die Erhöhung auf mindestens zwei Prozent Rüstungsetat, die unsere Regierung so leichtfertig beschlossen hat, die 100 Milliarden extra für die Bundeswehr, die neuen Atombomber, all das brauchen wir nicht und wir müssen von der Bundesregierung fordern, diese Beschlüsse wieder rückgängig zu machen.
Wir dürfen die Ukraine nicht mit Waffen unterstützen, sondern wir müssen Verhandlungen fordern und die Möglichkeiten dafür schaffen. Tatsächlich hat der türkische Präsident Erdogan hier die richtigen Schritte eingeleitet, als er Verhandlungen in Istanbul arrangierte. Wir sollten es ihm gleich tun.
Das Geld, das wir für Rüstung ausgeben würden, brauchen wir viel dringender in anderen Bereichen, in Krankenhäusern, Schulen und für den Umweltschutz. Auch ein gutes Vorbild kann dem Frieden helfen, und wenn wir Geld in die Entwicklung unseres Landes stecken und für die Bürger ausgeben statt für den Krieg, dann zeigen wir damit auch anderen Ländern, wie schön eine Welt ohne Rüstung sein kann.