Fürther Friedensforum

Wir sind eine bunte Gruppe von Menschen aller Altersklassen, die sich für den Frieden engagieren.

Wir treffen uns normalerweise immer am zweiten Montag im Monat. Wer interessiert ist, kann gerne mal bei einem unserer Treffen vorbeischauen.

Die nächsten Termine sind also

8.4., 13.5.

8.4. Mahnwache ab 16 Uhr am Dreiherrenbrunnen, danach Treffen im Mittendrin — ausnahmsweise mal ne Woche später

Wenn Ihr unsere Arbeit unterstützen möchtet, könnt Ihr uns auch gerne etwas spenden. Geht leider nur über Paypal: Frieden@mnet-online.de

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Filmankündigung „Der Lange Atem“

„’Die Bundesregierung erklärt ihre feste Entschlossenheit … die Neubildung irgendwelcher Streitkräfte zu verhindern.‘ Das ist Originalton des ersten Bundeskanzlers Konrad-Adenauer aus dem Jahre 1949. Auch die SPD lehnte es damals ab, eine Wiederaufrüstung ‚auch nur in Erwägung zu ziehen‘. 1956 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. DER LANGE ATEM dokumentiert dieses Kapitel Frühgeschichte der Bundesrepublik auf zwei Ebenen: Tonaufnahmen, Fotos und Wochenschauausschnitte wechseln ab mit der erzählenden Darstellung eines Zeitgenossen. Oskar Neumann, der im Dritten Reich wegen seiner politischen Widerstandsarbeit im KZ saß und später dann, in der ersten Phase der BRD, die KPD im Münchner Stadtrat vertrat, erzählt aus der Sicht des engagierten Militärgegners.“ (Jürgen Seeger in: Filmbeobachter 11/81)
Christoph Boekel hat den Film 1981 als Abschlussarbeit an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) fertiggestellt. Die HFF hatte als Produzent damals – bezeichnend für das politische Klima der Zeit von Radikalenerlass/Berufsverboten und Protesten gegen den Nato-Doppelbeschluss – die öffentliche Aufführung des bewusst Stellung beziehenden Films verboten. 
Die nur zögerlich mitgeteilten und unhaltbaren Begründungen des Aufführungsverbot reichten von anfänglich eventueller „Verletzung von Rechten Dritter“ bis später „kommunistische Propaganda“ und „verfassungsfeindlich“. Auf der Berlinale 1982 beschloss der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm eine Protestresolution mit der Forderung nach Freigabe des Films. Auf dem Filmfestival in Oberhausen erhielt „Der lange Atem“ den Preis der deutschen Filmkritik für das Jahr 1982 mit ebenfalls der Forderung seiner unverzüglichen Freigabe. Unter dem öffentlichen Druck gab die Münchner HFF in einem außergerichtlichen Vergleich dem Filmemacher zumindest die Rechte an seinem Drehbuch zurück. Boekels Rechtsanwalt war der spätere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Christoph Boekel drehte anschließend zusammen mit Beate Rose den Film in jetzt eigener Produktion neu: DER LÄNGERE ATEM. (1983).
Angesichts der gegenwärtigen Kriege und Aufrüstung lädt Die IPPNW-Regionalgruppe Nürnberg-Erlangen-Fürth ein, mit diesem nach 40 Jahren schon historischen Film einen Blick zurück zu wagen: zu dem staatlichen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine antimilitaristische öffentliche Meinung lange überwog, aber bald militärische Konzepte der Konfliktbewältigung wieder mehrheitsfähig – und eine Friedensbewegung diffamiert und kriminalisiert wurden.
Der Film kann aufzeigen, dass Militarisierung und Aufrüstung auch heute nicht „alternativlos“ sind. Gerade wegen seiner historischen Parteilichkeit kann er dazu beitragen, die vorschnellen aber problematischen „Ja, aber…“ Reflexe in den aktuellen Konfliktdiskussionen zu thematisieren. Inwieweit gelingt uns Zuhören und Verstehen von fakten- und erfahrungsbasierten Haltungen, die sich von unseren unterscheiden?
Wir freuen uns, dass der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger und der Filmemacher Christoph Boekel bei der Vorführung seines Films und der anschließenden Diskussion anwesend sein werden.

ViSP: IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V. Körtestraße 10, 10967 Berlin

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Ostermarsch

Ein paar Bilder und zum Nachlesen die Reden:

Rede von Gunhild Hartung für das Friedensforum

Eigentlich unglaublich, dass ihnen das immer wieder gelingt…

Deinem Urgroßvater haben sie erzählt:
Gegen den Erzfeind.
Für das Vaterland.
Und das hat er tatsächlich geglaubt.
Was hat er gekriegt?
Granatsplitter in Beine und Kopp
vor Verdun.
Deinem Großvater sagten sie:
Gegen die slawischen Horden.
Für die Abendländische Kultur.
Er hat das wirklich geglaubt.
Was hat er gekriegt?
Bauchschuss und einen verrückten Kopp
vor Stalingrad.
Deinem Vater erzählen sie jetzt:
Gegen die Völkermörder.
Für die Menschenrechte.
Für den Frieden.
Unglaublich – er glaubt’s.
Was er wohl kriegt?
Und wo wird das sein – diesmal?

Franz Josef Degenhardt hat dieses Gedicht vor etwa 25 Jahren geschrieben. Wir erinnern uns:

an den Krieg in Jugoslawien:
Am 24. März 1999 hat die Nato – ohne UN-Mandat, also „völkerrechtswidrig“ – aber mit der Bundeswehrbeteiligung Serbien überfallen. Fast 80 Tage lang wurden Brücken, Städte, Infrastruktur  und Fabriken bombardiert. Angeblich war das kein Krieg, sondern eine „militärische Sonderaktion“, bei der auch Splitterbomben auf Wohngebieten landeten – 1 Flugstunde von Deutschland entfernt. Was den Vätern zur Hebung ihrer Kampfmoral erzählt worden ist – siehe Gedicht – hat der damalige deutsche Außenminister Fischer (die Grünen) so formuliert: „ein 2. Auschwitz muss verhindert werden“.

Vor dem Nato-Angriff gab es bewaffnete Konflikte zwischen den Nachfolgestaaten im ehemaligen Jugoslawien. Die Nato wollte durch Anwesenheit in Serbien angeblich den Konflikt friedlich lösen. Henry Kissinger, wahrlich kein Friedensengel, sagte schon damals sinngemäß (und zufrieden) dazu: Unsere Vorschläge waren eine gezielte Provokation, damit Serbien nicht zustimmt und die Nato eine Begründung findet, feindlich einzumarschieren. Wir wussten, dass die eigentlichen Unruhestifter die faschistischen UCK-Truppen Kroatiens waren, das haben wir zweckmäßig ignoriert.

So werden Kriege gemacht: Provokationen setzen und hoffen auf „unangemessene“ Reaktionen darauf, um schließlich die eigenen Macht- und Wirtschaftsbereiche zu erweitern.

Zwei Kriege werden momentan von Deutschland massiv unterstützt. Die Begründungen sind ähnlich schamlos und verlogen:

In der Ukraine soll unsere Freiheit und Demokratie verteidigt werden. In einem Land, in dem die faschistischen Kollaborateure der Nazis zu Nationalhelden gekürt werden und Blackrock und Bloomberg und ähnliche Finanzhaie den Wiederaufbau schon jetzt planen. Nun wird tatsächlich die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine diskutiert. Wenn das geschieht, eskaliert der Krieg unverantwortlich weiter, macht Deutschland unübersehbar zur Kriegspartei und bringt die Welt einen Schritt weiter an einen Atomkrieg heran.
Noch stemmt sich der Kanzler gegen eine Lieferung und dabei müssen wir ihm tatsächlich unsere ganze Unterstützung zukommen lassen und dafür sorgen, dass ihn nicht wieder plötzlich das Vergessen befällt – das passiert ihm ja öfter.
War der Kanzler noch vor einem Jahr besorgt über den Demokratieabbau in Israel anlässlich der Justizreform, sagt er heute
Israel sei ein Staat mit demokratischen Prinzipien. So verlässt ihn schon wieder sein Gedächtnis.
Für die bedingungslose Unterstützung Israels im Gazakrieg muss die große Schuld herhalten, die Deutschland gegenüber den Juden nach dem Holocaust abtragen muss. Sollten aus Verantwortung vor unserer Geschichte unsere Regierungsvertreterinnen und -Vertreter nicht besser ihr politisches Gewicht darauf verwenden, dass die Menschen im Nahen Osten ALLE in Frieden leben können? Dass der Völkermord an den Palästinenserinnen und Palästinensern verhindert wird, statt die Bewaffnung israelischer Truppen mitzufinanzieren?

2024 Ist das Jahr, das das Zeitalter der deutschen Hochrüstung einläutet. 90 Milliarden allein in diesem Jahr für Rüstung – der höchste Militärhaushalt seit dem 2. Weltkrieg. 40% Steigerung in 1 Jahr! Und das soll bis 2040 so weitergehen. CDU/CSU, FDP, die Grünen und die AFD finden das richtig und notwendig! Was das für soziale Auswirkungen hat, hören wir heute in einer anderen Rede.

Alles wird der Kriegslogik unterworfen. Schluss ist mit bisherigen pädagogischen Prinzipien, nicht Gemeinsamkeiten sind das Ziel, nein:
Kriegsvorbereitung soll ins Unterrichtsprogramm, Kinder werden mitmilitär-begeisternden Pseudo-Nachrichten gefüttert.
Ich kann mich noch gut an die alten Säbelrassel-Bilderbücher erinnern, die ich bei den Großeltern gefunden hatte. Auch die sollten die Kriegsbegeisterung wecken und über das Entsetzen der Geschwister hinwegtäuschen, wenn wieder ein Nachbar oder ein Bruder „im Krieg den Heldentod erlitten hat“.
Heute gibt es Bundeswehrwerbung auf Bäckertüten und an jeder Infra- Haltestelle: Junge Menschen ihrem „Antrieb“ folgen – welchem Trieb bitte? – und Soldatinnen und Soldaten werden. Töten und Sterben – sind das Antriebe? Nicht eher gute Ausbildung, Berufschancen und vielleicht berechtigte Zukunftshoffnungen?

So sieht kein friedliches Land aus! So wird die Bevölkerung ganz bewusst auf auf allen Ebenen auf Krieg vorbereitet. Einer Politik der Verständigung mit anderen Völkern und der friedlichen Konfliktlösungen wird der Boden entzogen.

Am 8. Mai wird das Grundgesetz bejubelt werden. Aber Achtung: Militär und Aufrüstung waren von den Vätern und Müttern des Grundgesetzes 1949 überhaupt nicht vorgesehen. Sie hatten die Schrecken des 2. Weltkriegs noch gut in Erinnerung, Erst 1956 – nachdem die stärksten Friedenskräfte in der BRD zum Teil ihre Bürgerrechte verloren hatten, im Gefängnis saßen wegen Wehrkraftschädigung und so der zuvor aussichtsreichen Widerstand gegen die Militarisierung gebrochen war, beschloss die Adenauer-Regierung die sogenannte „Wehrverfassung“. So konnten wieder Soldaten rekrutiert werden und die Rüstungsindustrie bekam wieder Aufträge im eigenen Land – Rheinmetall kann ein Lied davon singen – und heute jubeln die Aktionäre aus gutem Grund erst recht.

Die Friedensbefürworter damals waren oft auch diejenigen, die während des Faschismus wegen ihres Widerstands verfolgt worden sind. Die beschlossen 1945 in Buchenwald nach der Befreiung ihre wichtigste Botschaft an die Nachwelt:

NIE WIEDER FASCHISMUS, NIE WIEDER KRIEG!

Rudolf Benario und Ernst Goldmann hätten uneingeschränkt zugestimmt, wenn sie noch gelebt hätten. Denn das gehört untrennbar zusammen – wer gegen Faschismus und Rassismus auf die Straße geht, gehört auch in die Friedensbewegung – eine Spaltung ist verlogen! Deshalb freuen wir uns auch über Mitglieder der Grünen oder der SPD, die heute mit uns auf die Straße gehen.

Haltet gemeinsam die Kriegstreiber auf!
Erhaltet unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft!

Günter Frank für das Fürther Sozialforum

Hallo zusammen,

mein Name ist Günter Frank, ich spreche hier für das Sozialforum Fürth.

Vielen Dank an das Friedensforum, hier eine Rede halten zu dürfen. Vielen Dank für die Organisation des Ostermarsches, der so wichtig ist.

Das Sozialforum Fürth gibt es seit 20 Jahren, gegründet wie in vielen Städten in Folge des ersten Weltsozialforums in Porto Alegre 2001.

Die Welt-Sozialforen wenden sich gegen eine Ordnung, die von den Interessen der großen multinationalen Konzerne und ihren Regierungen eingerichtet wird. Sie treten dagegen ein für Solidarität und die gleichberechtigte Zusammenarbeit weltweit.

So setzen wir uns in Fürth ein für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, für bezahlbaren Wohnungen, für Umweltschutz, gegen Privatisierung öffentlichen Eigentums, für friedliche Konfliktlösung statt Aufrüstung und Krieg.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat gerade seinen Armutsbericht für 2022 veröffentlicht. Danach leben 14,2 Millionen Menschen in Deutschland in Armut. Das sind 2,7 Millionen Menschen mehr als 2006. Als arm gilt, wer unter 60% des Durchschnitteinkommens verfügt. Für einen Single sind dies 1.186€ pro Monat. Die durchschnittlichen Kosten für eine 50qm/Wohnung zur Miete in Fürth liegen bei 621€. Plus 60€ Heizkosten sind dies 681€. So bleiben 505€ monatlich für alle anderen Kosten übrig.

Mehr als ein Viertel der 14,2 Millionen einkommensarmen Menschen ist erwerbstätig, ein weiteres knappes Viertel ist in Rente und mehr als ein Fünftel sind Kinder. Nur knapp fünf Prozent sind erwerbslos.

Zur Erinnerung: Zum 01.01.2005 trat das sogenannte Hartz IV – Gesetz in Kraft, Teil einer Reihe von Gesetzen mit dem Ziel, den Niedrig-Lohn-Sektor in Deutschland massiv auszuweiten. Dieses Ziel wurde erreicht.

Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist diesen Menschen verwehrt.

Zum Beleg: Die Tageskarte für das privatisierte Fürther Mare kostet für einen Erwachsenen 22€, mit Sauna 34€.

Wer sind die fünf reichsten Familien bzw. Privatpersonen in Deutschland? Platz ein belegt Lidl-Gründer Dieter Schwarz mit einem geschätzten Vermögen von 42,9 Milliarden US-Dollar. Hinter ihm rangieren der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und der baden-württembergische Werkzeugspezialist Reinhold Würth mit Familie. Die Plätze vier und fünf teilen sich die Geschwister und BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt.

So haben diese fünf mehr Vermögen als die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung Deutschlands. Weiter betrachtet: Nehmen wir das eine Prozent der Deutschen mit den größten Vermögen, so besitzen diese ungefähr 35 Prozent des Gesamtvermögens. Demgegenüber stehen 40 Prozent der Deutschen, die überhaupt keine Ersparnisse haben und kein Vermögen aufgebaut haben.

Gründe dafür sind der Niedriglohnsektor und ein Steuersystem, dass Arbeit besteuert, aber nicht Erbschaft und Vermögen. So gilt im Moment: Je höher das Erbe, desto niedriger der Steuersatz. Frankreich oder die USA nehmen – bezogen auf die Wirtschaftsleistung – das drei- bis vierfache an vermögensbezogenen Steuern ein.

Die Militärausgaben Deutschlands stiegen zwischen 2005 und 2021 von 30 Milliarden USD auf 56 Milliarden USD. Seit 2014 wird von Seiten der USA für die NATO-Mitgliedsländer das sogenannte 2%-Ziel – 2% des BIP für Rüstungsausgaben – gefordert. Innerhalb von 25 Jahren verdoppelten sich weltweit die Rüstungsausgaben. 2021 gaben die USA 801 Milliarden USD für Rüstung aus, das sind 38% der weltweiten Ausgaben. Gefolgt von China mit 14%, Indien mit 3,6%, Großbritannien mit 3,2%, Russland mit 3,1% Deutschland und Frankreich mit 2,7%.

Bestand die NATO 1990 aus 16 Mitgliedern, waren in 2020 29 Länder Mitglied der NATO, darunter der Beitritt von allein sieben Ländern 2004.

Aufrüstung und Armut hängen zusammen. Dies zeigen diese Zahlen. Und beide sind unabhängig vom Krieg Russlands gegen die Ukraine, denn sie gab es bereits vor 2022.

Den Krieg Russlands gegen die Ukraine nimmt die Bundesregierung aber zum Anlass, im laufenden Jahr mehr als 73 Milliarden Euro für Rüstung aufzuwenden. Das sind 2,1% des BIP auf. Dazu kommen die 100 Milliarden Sondervermögen für Rüstung. Dies bedeutet eine Verdreifachung der Rüstungsausgaben im Gegensatz zu 2021.

Wird dies auch eine Verdreifachung der Armut in Deutschland bedeuten? Nicht auszudenken.

Ich persönlich wünsche mir, dass Herr Mützenich, Fraktionschef der SPD im Bundestag, auf positiven Widerhall in Presse und Politik stößt. Dass Alternativen wieder sagbar, Alternativen zur immer weiteren Eskalation und Aufrüstung. Dass Menschen, die dies wie Herr Mützenich tun, nicht herunter- und lächerlich gemacht werden.

Dass wieder angefangen wird, die eigene Verantwortung für die Eskalation in den Blick zu nehmen. Ich habe versucht, dies mit den Beispielen oben zu verdeutlichen.

Oder um es mit der Bergpredigt auszudrücken:

Warum siehst Du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht.

Krieg und Aufrüstung bezahlen immer die arbeitenden Menschen, und zwar die arbeitenden Menschen in jedem Land.

Deshalb ist es die Aufgabe, im jeweiligen Land für Frieden und soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Eva Brütting für die Seebrücke

Stellt euch vor, da wo ihr lebt, ist Krieg.

Seit Jahren schon werden Städte, Dörfer, Häuser in eurer Nähe bombardiert. Kein Stein steht mehr auf dem anderen, alles Wüste, alles grau. Die Einschläge kommen näher. Aleppo in Syrien z. Bsp. oder Cherson in der Ukraine. Oder die Taliban in Afghanistan, die schon mehrere Familienmitglieder und NachbarInnen verschleppt haben. Wo sie sind, was mit ihnen geschah – unbekannt. Oder in der Türkei: niemand traut sich mehr den Mund aufzumachen, für den Machthaber unbequeme Wahrheiten auszusprechen oder gar zu schreiben. Wer es dennoch wagt, verschwindet in Gefängnissen und Folterstätten.

Ihr entscheidet euch, euch selbst und die engste Familie zu schützen. Ihr müsst gehen.

Dabei könnt ihr nur mitnehmen, was ihr tragen könnt: einen Topf, ein paar Lebensmittel in Dosen und getrocknete Bohnen, das Lieblingskuscheltier des jüngsten Kindes, wenige Kleidungsstücke, ein Rucksack, ein Koffer, eine Tasche. Das ist alles.

Ihr geht in einen anderen Teil des Landes, vielleicht in einen Ort, wo Verwandte oder Freunde leben. Dort bleibt ihr eine Weile. Mit der ganzen Familie. Dort gibt es aber keine Schule für die Kinder, keine Arbeit, kein Einkommen. Ihr könnt euren Verwandten nicht dauerhaft „auf der Tasche liegen“.

Ihr zieht weiter. In eine Metropole, die Hauptstadt vielleicht. Doch wo sollt ihr da wohnen? Was essen? Die Vorräte sind schon lange aufgebraucht. Ihr sprecht in einem „Flüchtlingslager“ vor.

Es wird euch ein Fleckchen in einem Raum mit 20 anderen, fremden Personen zugewiesen. Kein Bad, keine Toilette, keinerlei Privatsphäre. Für das Essen einmal am Tag steht ihr zwei oder drei Stunden an. Ein Löffel Brei oder ein Schöpfer Suppe ist alles, was jede/r bekommt. Ihr müsst da weg, das ist kein Leben! Es muss einen Ort geben, wo ihr und die Kinder in Sicherheit und Würde leben könnt …

So trefft ihr die Entscheidung, nach endlosen Fußmärschen mit inzwischen kaputten Schuhen gegen sehr viel Geld, das ihr euch zum großen Teil von Verwandten im Ausland habt schicken lassen, in ein wackeliges und völlig überladenes Boot zu steigen, um übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. An einen Ort ohne Krieg, ohne Angst vor Entführungen, wo es genug zu essen gibt und wo eure Kinder wieder unbeschwert spielen und lernen können. Wo ihr arbeiten würdet, um euch und eurer Familie ein neues Leben aufzubauen.

Ihr erlebt die Wellen, den Durst, die herab brennende Sonne. Der Motor hält durch – bis der Tank leer ist. Nach zwei Tagen werdet ihr entdeckt und gerettet. Ihr landet in einem Lager, wo ihr euren Asylantrag stellt.
Doch ihr seid über einen sogenannten sicheren Drittstaat gekommen. Dahin sollt ihr jetzt wieder zurück. Sollt in ein Lager, das eher einem Gefängnis gleicht als einer Wohnstätte.

Im ganzen Land sind Häscher unterwegs, die Flüchtende wie euch einfangen und in diese Lager bringen. Von dort aus sollt ihr so schnell wie möglich in euer Herkunftsland zurück gebracht werden. Oder es gibt dort ein Asylverfahren und ihr könnt bleiben, falls eure Fluchtgründe anerkannt werden. „Sichere Drittstaaten“ bekommen von EU-Ländern sehr viel Geld, damit sie diese „irreguläre Migration“ nach Europa begrenzen.

Aus Italien werden Geflüchtete nach Albanien verbracht, aus GB nach Ruanda. Deutschland verhandelt mit Marokko und mit Ägypten. Am 19.03.2024 schrieben die NN auf S. 5: „In den nächsten vier Jahren zahlt die EU 7,4 Milliarden Euro an Ägypten, um die Wirtschaft in dem Land zu stützen. Die an diesem Wochenende geschlossene Vereinbarung zielt auch darauf ab, dass Ägypten die Migration Richtung Europa eindämmt.“

Mit dem Irak hat D ein Rücknahmeabkommen für irakische Staatsangehörige geschlossen, auch für JessidInnen – wenige Monate nachdem die EU, auch D, anerkannt hat, dass der IS dort 2014 einen Völkermord an den JessidInnen begangen hat. Jetzt werden sie, sofern sie keinen sicheren Aufenthaltsstatus haben, in das Land der Täter zurück geschickt.
Wer nicht unmittelbar nach dem Genozid 2014 gekommen ist, sondern erst später, bekommt meist nur eine Duldung, sein oder ihr Asylantrag wird abgelehnt. Diese Duldung ist so etwas wie ein Schleudersitz. Die Polizei kann sie jederzeit in ihrem gesamten Wohnheim suchen und aufgreifen, seit der letzten Änderung des Aufenthaltsrechts auch in Zimmern von NachbarInnen und FreundInnen. Dann werden sie in ein Abschiebegefängnis gesetzt, wo sie jetzt bis zu 28 Tage festgehalten werden können – bis ein Flugzeug soweit gefüllt ist, dass es sich lohnt, und das sie zurück in ihr Herkunftsland bringt. Oder in ein anderes sog. „sicheres Drittland“, falls das Herkunftsland den oder die Geflüchtete nicht mehr aufnimmt. „Rückführungsbeschleunigungsgesetz“ heißt die rechtliche Grundlage dafür.

Das ist GEAS, das neue gemeinsame europäische Asylsystem.

Nach wie vor gibt es keinen solidarischen Verteilschlüssel unter den europäischen Nachbarländern. Mehr denn je geht es um Abschottung, Begrenzung und vermehrte Rückführung. Was mit den einzelnen Menschen passiert, interessiert nicht. Europäische Werte, wo seid ihr?

Doch stellt euch vor, wie es Menschen geht, die das oben Beschriebene erlebt haben. Die jetzt vielleicht tatsächlich als anerkannte Asylberechtigte oder als Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention hier bei uns leben. Wie mag es ihnen, die vor Krieg oder Verfolgung in ihrem Land geflohen sind, gehen, jetzt wo Kriegsvorbereitungen überall getroffen werden. „Kriegstüchtig“ müsse Deutschland werden, mehr Geld für Waffensysteme und Munition ausgegeben werden. Der polnische Regierungschef Donald Tusk sprach vor drei Tagen von einer neuen Ära, der „Vorkriegszeit“ in Europa.

Wiederholt sich das Trauma also bald auch im vermeintlich sicheren Deutschland? Wollen wir das?!?

Eli Heyn für die IPPNW

Liebe Friedensfreund:innen!

Heute hier zu stehen und zu fordern, daß Frieden sein müsse, nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt, ist ein so wahres wie banales Anliegen. Und irgendwie fällt es uns auch leicht, hier, in Deutschland, einem Land mit einer einigermaßen funktionierenden
Demokratie, in dem man sich sicher fühlen kann, diese Forderung zu stellen.

Schwieriger wird es, wenn wir uns fragen, wie unser ganz konkreter Beitrag dazu aussehen kann und muss. Denn vor unserer Haustür wird Munition für die ganze Welt produziert. „Die RWS GmbH ist europäischer Marktführer für Kleinkalibermunition“ – so steht es stolz auf der Homepage des Fürther Unternehmens, das mittlerweile der Baretta-Group angehört und früher unter dem Namen Dynamit Nobel bekannt war. Hier in Fürth werden Geschosse produziert, die den Tod rund um den Globus tragen. Vielleicht werden Sie nun sagen: aber ja doch, es braucht Waffen zu unserer Verteidigung. Doch wo landen diese mörderischen Produkte aus Fürth? Spontan fällt mir hier ein Artikel der FN im Dezember
2023 ein, in dem von solchen Munitionsexporten aus Fürth berichtet wurde. Der Beitrag zeigte eindrücklich, daß der Handel von Rüstungsmaterialien – von „Gütern“ möchte ich in diesem Zusammenhang ehrlicherweise nicht sprechen – nicht kontrolliert werden kann. So taucht diese fränkische Munition z.B. in Russland auf und wird von dort in die Ukraine verschossen.

Und wie sieht es mit dem Einsatz von Fürther Sprengkörpern in Israel aus? Ich möchte mir nicht vorstellen, daß diese Geschosse, hergestellt in Fürth, in die Körper von unschuldigen Menschen dringen, von Erwachsenen, Alten und Kindern, und sie verletzten,
zerfetzen, verstümmeln und töten. Als Ärztin kenne ich die Folgen von Geschossen im Körper und könnte sie Ihnen in aller Ausführlichkeit schildern – ich lasse das lieber.

Doch was verteidigen wir mit unseren Waffen eigentlich?

Stellen wir so Frieden her? Ich behaupte: nein.

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, das wußte 1945 schon Paul Celan, und er wollte damit den Versuch wagen, die Shoah in Worte zu fassen. Wenn wir heute fassungslos vor den Massenmorden wie z.B.  den 8000 Toten der Schiffe Cap Arcona und Thielbeck 1945 in der Lübecker Bucht die Augen verschließen und sie als „Katastrophe“ euphemisieren, so vergessen wir gerne, daß die KZ-Flüchtlinge damals auch im Feuer der Alliierten gestorben sind.

Und wenn wir heute unsere Rüstungsindustrie anfeuern, tragen unsere Produkte diesen Tod weiterhin meisterhaft in nicht enden wollende und sollende Kriegsgebiete. Dem Schwarzpulver ist es egal, wo es explodiert.

Und plötzlich liegt der Friede als Aufgabe vor unserer eigenen Haustür.

„Munition von RWS erfüllt höchste Ansprüche und ist der Garant für den perfekten Schuss in jeder Situation.“ (Homepage RWS)

Wenn ich mir nun vorstelle, daß ich hier, im schönen Stadtpark Fürths, auf einer bequemen Parkbank sitze, an der das Blut von solchen getöteten oder zu Krüppeln geschossenen Kindern klebt, wird mir etwas schlecht. Denn auch diese Bank wurde finanziert mit
Steuermitteln, die durch Rüstungsexporte der RWS GmbH generiert wurden. Das möchte ich nicht. Dagegen wehre ich mich und protestiere jetzt und hier.
Wenn Fürth die Steuergelder von Rüstungsexporteuren akzeptiert, so können und dürfen wir alle nicht mehr schweigen – solchen Blutzoll möchten und brauchen wir nicht.

Der Oberbürgermeister von Fürth als einer der Mayors of Peace steht hier in seiner Verpflichtung, seinem Namen gerecht zu werden. Ich fordere ihn in seiner Eigenschaft als Friedensbürgermeister auf, sich dafür einzusetzen, daß RWS und alle seine Zulieferbetriebe die Menschenrechte einhält und deshalb eine Rüstungskonversion vornehmen muss.

Wir möchten keine Industrie hier in Fürth, die Tod und Vernichtung produziert und über die ganze Welt verteilt.

Denn es sei an eine Binsenweisheit erinnert:

Waffen und Munition können nicht zur Lösung von Konflikten beitragen, wie uns in den Medien zur Zeit täglich nahe zu bringen versucht wird. Wir brauchen Verhandlungen und Waffenstillstände um uns, unsere Kultur und unsere Werte zu verteidigen, und diese
müssen auch und gerade von uns, als Zivilgesellschaft, mit Vehemenz eingefordert werden.

„Insgesamt genehmigte die Ampel-Regierung 2023 Rüstungslieferungen für 326,5 Millionen Euro an Israel – zehnmal so viel wie im Vorjahr“ (Deutscher Bundeswehrverband)

Die Zerstörung, die z.B. gerade im Gaza-Streifen angerichtet wird, bringt nicht nur den Tod zehntausender Unschuldiger mit sich. Ein befreundeter Arzt, der in Israel lebt, berichtete mir vor einigen Tagen:
„Was in Gaza geschieht, kann nur als Vernichtung der Kultur bezeichnet werden: 32 Kulturzentren wurden total oder teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Zwölf Museen mit Statuen aus phönizischer und kanaanischer  Zeit, palästinensische, islamische und osmanische Museen wurden zerstört. Zerstört wurde der Kopf von Ashtar, der erst vor drei Jahren entdeckt wurde. Auch die drittälteste Kirche der Welt und der Pascha-Palast wurden bombardiert und zerstört.“ (Zitat Ende)

Welche Werte, frage ich Sie, wollen wir verteidigen, wenn wir fleißig Kriegsmaterial, das solche Folgen mit sich bringt, in die weite Welt exportieren?

Wie es anders laufen kann und muss beschwört der ukrainische Friedensaktivist Yurii Sheliazhenko in seiner Rede gegen den Krieg am 24.2.24 aus der ich gerne kurz zitieren möchte:

Die Friedensbewegung ist ein Teil der menschlichen Natur; sie ist unverzichtbar, unbestechlich und allgegenwärtig; sie beginnt mit dem Hören auf die Stimme des Gewissens in jedem vernünftigen Menschen. Friedensbewegungen sind in der demokratischen Gesellschaft notwendig, um daran zu erinnern, und, so möchte ich es jetzt hier ergänzten, einzufordern, dass echter Frieden bedeutet, dass die Menschen miteinander reden, anstatt zu töten.

Im Klartext: Wir müssen der Versuchung widerstehen, uns in unsere Angreifer zu verwandeln.
Wenn ich von Engagement für den Frieden mit friedlichen Mitteln spreche, rufe ich nicht zur Kapitulation vor blutigen Tyrannen und Händlern des Todes. Wir sollten uns für einen gerechten Frieden einsetzen, für Gerechtigkeit ohne Gewalt. Pazifismus ist nicht Defätismus oder Naivität, sondern eine energische, realistische und erfolgreiche gewaltfreie Lebensweise. Wir müssen es beweisen.

Wenn sich die ganze Welt auf den Krieg vorbereitet, bereiten sich Pazifisten auf den Frieden vor.“

Soweit der ukrainische Pazifist Juri Sheliazhenko.

Mit diesem Anspruch stehen auch wir hier und fordern heute:

– sofortige Waffenstillstände
– den Stopp von Waffenlieferungen nicht nur aus Fürth
– die Konversion der Rüstungsindustrie hin zu friedlichen Zwecken
und eine aktive und auch finanzielle Förderung gewaltfreier Lösung von Konflikten.

Als friedliche Zivilgesellschaft sind uns unsere Werte zu kostbar, um durch Waffen, die wir liefern,  kaputtgeschossen zu werden.

Für die Musik sorgte Erik Stenzel

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Kommt zum Ostermarsch am 1.4. um 12 Uhr an der Auferstehungskirche

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Veranstaltung mit Jürgen Grässlin

Beeindruckend humorvoll geblieben trotz aller Erlebnisse

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Mahnwache zur Kundgebung in Berlin

Wir haben viele Exemplare der Zeitung gegen den Krieg verteilt.

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25.11. Mahnwache am Dreiherrenbrunnen – Weil nicht jeder nach Berlin kann

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Aufruf zur Demo in Berlin

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Kundgebung am 3.10.

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Parking Day

Dieses Jahr haben wir zum Parking Day für zwei Stunden Parkplätze besetzt – hatte wenig Außenwirkung, aber dafür haben wir gemütlich ein „Spiel des Friedens“ gespielt. Sollten wir mal wieder machen.

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